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Zieloffene Suchtarbeit. Eine Veränderung herbeiführen

«Zieloffene Suchtarbeit bedeutet, mit Menschen an einer Veränderung ihres problematischen Suchtmittelkonsums zu arbeiten, und zwar auf das Ziel hin, dass sie sich selbst setzen.» Dieser Leitsatz von Prof. Dr. Joachim Körkel stellt in unserer täglichen Arbeit ein wichtiger Grundsatz dar.

In vielen Einrichtungen in der Schweiz wird abstinenzorientiert gearbeitet. Für einige Menschen mit langjähriger Alkoholkrankheit oder Polytoxikomanie ist ein abstinentes Leben aus verschiedenen Gründen jedoch keine Option. Häufig leiden sie an Folgeerkrankungen (Pankreatitis, Korsakow-Syndrom etc.), konsumieren zusätzlich auch weitere Substanzen (Co-Abhängigkeit) und weisen komorbide Störungen auf (z.B. Depression, Borderline, Schizophrenie). Wir erlauben den privaten Konsum von legalen Suchtmitteln und geben kontrolliert Alkohol ab. Zieloffene Suchtarbeit in unserem Haus Röteli bedeutet, dass zusammen mit dem Menschen an einer Veränderung ihres problematischen Suchtmittelkonsums gearbeitet wird.

Grundhaltung gegenüber abhängigen Bewohnenden im Haus Röteli
Die Suchterkrankung führt bei den Betroffenen und ihrem Umfeld oft zu schamhaften Erfahrungen, Verdrängung und Kompensationshandlungen. Für einen Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit oder Polytoxikomanie sind die Suchtmittel keine Genussmittel mehr. Im Röteli wird gelebt, dass alle Bewohnenden gleich behandelt werden. Die Mitarbeitenden akzeptieren die persönliche Lebensgestaltung von abhängigen Bewohnenden sowie den Konsum von Alkohol und anderen Suchtmitteln. Dieser Umgang soll sie wissen lassen, dass die Bewohnenden akzeptiert sind, so wie sie sind. Dass die Bewohnenden Abstinenz erlangen, ist nicht unser Ziel. Interventionen werden dort angesetzt, wo eine Zusammenarbeit möglich ist.

Die Zieloffene Suchtarbeit im Haus Röteli ist mit den Jahren durch viel Erfahrungswissen gewachsen. Durch eine intensive und sehr individuelle Beziehungsarbeit ist es den Mitarbeitenden in den letzten 12 Jahren gelungen, ein Zuhause für Menschen aus dem Gerontopsychiatrischen Umfeld zu schaffen. Einer der Schwerpunkte in der täglichen Arbeit ist der Umgang mit Bewohnenden mit einer Abhängigkeitserkrankung, die nicht abstinent leben können oder wollen. Das Haus wird offen geführt, auch mit Bewohnenden, die kognitiv stark eingeschränkt sind. Im Haus Röteli finden Menschen ein Zuhause, die ein gewisses Mass an Pflegebedürftigkeit benötigen, unabhängig von ihrem Alter. Detaillierte Ausführungen der Zieloffenen Suchtarbeit im Haus Röteli sind dem Pflege- und Betreuungskonzept zu entnehmen.